Hannover/Oldenburg, 2. Mai 2025 – Im Rahmen des 39. Deutschen Evangelischen Kirchentags fand am 1. Mai in Hannover ein Diakonisch Politisches Nachtgebet statt. Veranstaltet wurde es vom Diakonischen Werk der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg in Zusammenarbeit mit Bischof Thomas Adomeit, der die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg leitet.
Die Vorstände Mario Behrends und Dr. Friedrich Ley vom Diakonischen Werk führten gemeinsam mit Bischof Adomeit durch die Veranstaltung. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie Kirche und Diakonie heute gesellschaftliche Verantwortung übernehmen können. Bezugspunkt war die Bergpredigt Jesu, insbesondere die Aussagen zu Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Friedensstiftung.
Bischof Adomeit betonte in seinem Beitrag, dass das diakonische Handeln der Kirche biblisch begründet ist und sich eng an der Haltung Jesu orientiert, der sich besonders den Bedürftigen, Kranken, Armen und Ausgegrenzten zuwandte. „Diese Arbeit nehmen Diakonie und Caritas für die Kirche professionell wahr“, so Adomeit. Gleichzeitig mahnte er, dass die notwendige Professionalisierung nicht dazu führen dürfe, dass Gemeinden ihr diakonisches Engagement nur noch als delegierte Aufgabe verstehen: „Es darf uns nicht aus dem Herzen geraten.“
Mario Behrends hob hervor, dass das Handeln der Diakonie ein Ausdruck gelebten Glaubens sei. „Für uns bedeutet das, mit Mitgefühl, Respekt, Liebe und Mut für andere da zu sein – unabhängig von Herkunft, Religion oder Lebenssituation.“ Die Diakonie verstehe sich als Dienst der Kirche an der Gesellschaft. Zugleich sei sie trotz enger Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen einer christlichen Grundhaltung verpflichtet. „Unsere Arbeit ist kein bloßes Pflichtprogramm, sondern eine Herzensangelegenheit.“
Dr. Friedrich Ley unterstrich die Bedeutung von Würde und Teilhabe im diakonischen Handeln. Der biblische Auftrag aus Matthäus 25 sei nicht nur Grundlage, sondern bleibender Maßstab: „Jesus hat gefragt: ‚Was willst du, dass ich für dich tun soll?‘ – Diese Haltung wahrt die Würde des Einzelnen.“ Hilfe dürfe nicht dazu führen, dass Menschen entmündigt oder reduziert werden. Auch unter den strukturellen Bedingungen des modernen Sozialsystems sehe die Diakonie ihre Verantwortung darin, Einfluss zu nehmen und christliche Werte in die Praxis einzubringen. „Wir engagieren uns für Inklusion, für gleichberechtigte Teilhabe, für eine Gesellschaft, die niemanden ausblendet.“Ausgrenzung sei keine Antwort auf gesellschaftliche Realität, so Ley: „Alter, Einschränkungen und Erkrankungen sind Teil des Lebens – nicht ein Grund, Menschen in eine Parallelwelt abzuschieben.“
Das Nachtgebet bot Raum für Reflexion und spirituelle Orientierung und endete mit einem liturgischen Segen. Es war Teil des kirchlichen Veranstaltungsangebots, das gesellschaftliche und politische Themen mit theologischen Perspektiven verbindet. Der Deutsche Evangelische Kirchentag bringt alle zwei Jahre zehntausende Menschen aus Kirche, Politik, Gesellschaft und Kultur zusammen, um gemeinsam Glauben zu feiern und über zentrale Fragen der Zeit ins Gespräch zu kommen.