Normale Reaktionen auf eine unnormale Situation

Erstellt von Kerstin Kempermann |

Gestartet ist das Projekt "Taffe-Kids – Trauma-Ambulanz für fluchterfahrene Kinder aus der Ukraine", das über den Ukraine Fonds Deutschland der Diakonie Katastrophenhilfe finanziert wird, im Oktober.

Oldenburger Land – Albträume, Aggressionen, Rückzug, Bettnässen – Die Reaktionen von Kindern auf das traumatische Erlebnis, ihre Heimat wegen eines Krieges verlassen zu müssen, sind ganz unterschiedlich. Den betroffenen Kindern und ihren Familien aus der Ukraine zu helfen, das ist die Aufgabe, die sich das Team von „Taffe-Kids – Trauma-Ambulanz für fluchterfahrene Kinder“ vorgenommen hat.

Olha Horiachkina und Stephanie Czemper sind als psychologische Beraterinnen bei der Diakonie im Oldenburger Land, die das Projekt mit Mitteln aus dem Ukraine Fonds Deutschland der Diakonie Katastrophenhilfe ins Leben gerufen hat, angestellt. Gestartet ist das Projekt im Oktober 2022. „Die Kontakte zu den ersten Familien bekam ich über die Stadt Oldenburg“, berichtet Horiachkina. Inzwischen haben sie und Czemper viele Netzwerkpartner in der Region über das Angebot informiert. Sie helfen Familien, Fachkräften und ehrenamtlichen Helfern im ganzen Oldenburger Land. Denn neben der Arbeit mit den Familien unterstützen die beiden psychologischen Beraterinnen auch Mitarbeitende in der Flüchtlingshilfe, damit diese Anzeichen der traumatischen Belastung besser erkennen können und wissen, wie sie die Familien unterstützen können.

Ob im Austausch mit den Fachkräften und Helfern oder im Kontakt mit den Familien. Horiachkina und Czemper ist es wichtig, eines zu betonen: „Die Verhaltensweisen der Kinder können normale Reaktionen auf eine unnormale Situation sein. Nicht das Verhalten der Kinder ist falsch, sondern der Krieg, durch den sie die stressigen und manchmal traumatisierenden Erfahrungen von Bedrohung, Verlust von geliebten Menschen und Heimat sowie Flucht, machen müssen.“ Für die Kinder habe sich durch die Flucht alles geändert, die Welt, die vor dem Krieg ein sicherer Ort war, fühlt sich nun nicht mehr so an. „Es braucht Zeit diese Sicherheit wieder zu gewinnen“, sagt Czemper.

Entscheidend sei dafür, dass die Eltern den Kindern vermitteln können: Ich bin der sichere Hafen zu dem du immer kommen kannst. „Deshalb arbeiten wir immer eng mit den Müttern und Vätern zusammen. Sie brauchen Unterstützung, damit sie in dieser auch für sie stressigen und dramatischen Situation für ihre Kinder da sein können.“

Das Vertrauen der Eltern ist auch für die Arbeit mit den Kindern entscheidend, berichten die beiden psychologischen Beraterinnen. „Von den Müttern erfahren wir viel über die Situation der Kinder und über die Umstände der Flucht. War diese geplant oder überstürzt? Wie stark wurden die Kinder mit dem Kriegsgeschehen konfrontiert?“ Welche Probleme gibt es in dem neuen Alltag eines fremden Landes? In Gruppenarbeit und Einzelsitzungen lernen sie dann die Kinder kennen. Angeboten werden in diesem Rahmen Kunsttherapie, Sandtherapie, Spieltherapie und Tanz und Bewegungstherapie. „Die Kinder kommen sehr gerne in die Gruppenangebote. Sie erleben, dass sich jemand für sie interessiert, mit ihnen spielt und auch ihre Sprache spricht“, berichtet Horiachkina, die selbst aus der Ukraine kommt. Für Kinder bei denen sie Symptome einer traumatisierten Belastungsstörung bemerken, bieten die beiden Beraterinnen dann zusätzlich individuelle Beratung an. „Rund 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen, die aus der Ukraine geflüchtet sind zeigen Symptome einer Belastungsstörung“, berichtet Stephanie Czemper. Sie betont aber auch „Traumatisiert bedeutet, dass es eine Belastungsreaktion gibt, die aber nach einer gewissen Zeit auch wieder abklingen kann, abhängig von verschiedenen individuellen Faktoren wie z.B. Resilienz.“

Die beiden psychologischen Beraterinnen tragen mit ihrer Arbeit dazu bei, dass Familien zur Ruhe kommen können und der Stress, der durch die traumatische Situation entstanden ist, nicht innerhalb der Familie immer weitergegeben wird. „Damit das gelingt, brauchen die Familien auch ein sicheres Umfeld“, betont Horiachkina. Es sei sehr hilfreich, wenn es schnell gelingt, eigenen Wohnraum für die Familien zu finden.

Das Team „Taffe Kids“ ist in der Güterstraße 3 in Oldenburg erreichbar. Olha Horiachkina (Ukrainische und Englisch) ist unter Tel. 0441 - 6830 90 24-06, Mobil: 0176-45 04 00 68 oder per Mail an olha.horiachkinadiakonie-ol.de erreichbar. Stephanie Czemper (Englisch und Deutsch ist unter  Tel. 0441 - 6830 90 24-05, Mobil: 0176-45 04 02 32 oder per Mail an stephanie.czemperdiakonie-ol.de erreichbar.

КОНТАКТИ

Taffe Kids Oldenburg Land

Гютерштрассе 3

26122 Ольденбург

Тел. 0441 68 30 90 24-06

E-Mail: olha.horiachkina@diakonie-ol.de

Alle Informationen zum Angebot sind auf der Internetseite www.taffekids.de auch auf Ukrainisch abrufbar.

 

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