Pressemitteilungen Archiv 2016

30 Jahre Kinderschutz

Erstellt von Frerk Hinrichs |

Von der Vertrauensstelle Benjamin zum Kinderschutz-Zentrum

Oldenburg, 01.09.2016 – Das Kinderschutz-Zentrum ist hervorgegangen aus der Vertrauensstelle Benjamin. Die Entwicklung dieses Angebotes geht zurück auf die Initiative von Ärzten, Krankenschwestern, Sozialarbeitern und Pädagoginnen, die zusammen mit der Diakonie den Verein zur Verhütung von Kindesmisshandlung gründeten. Ein Jahr hatte die Gruppe an einem Konzept für die Beratung gearbeitet, Erfahrungen aus Deutschland und den Niederlanden ausgewertet und Kontakte zu Therapeuten und Institutionen hergestellt. Der Bedarf einer Beratungsstelle mit einem psychosozialen Angebot zur Verhütung weiterer Kindesmisshandlung ist unbestritten, erläuterte die damalige Vorsitzende des neuen Vereins, Schulrätin a.D. Ursula Grunwald.


105 getötete Kinder unter 6 Jahren weist die Kriminalstatistik 2015 für Deutschland aus. Weiter stellt die Statistik 3.929 körperliche Misshandlungen gegen Kinder fest. Mit 13.928 Fällen wird sexuelle Gewalt am häufigsten verzeichnet. Mittlerweile gibt es ein stärkeres Bewusstsein für die Gefährdung von Kindern und mehr Aktivitäten zu ihrem Schutz, stellt die Leiterin des Kinderschutz-Zentrum Oldenburg, Mareike vant’ Zet, fest. Die hohen Zahlen der Kriminalstatistik zeigen aber auch, dass die Arbeit der 29 Kinderschutz-Zentren in Deutschland immer noch benötigt wird.


Die Zahl der Beratungen liegt bei etwa 220 Neuanmeldungen im Jahr. Das Kinderschutz-Zentrum berät bei Kindesmisshandlung, Vernachlässigung, sexueller und häuslicher  Gewalt. 82 Prozent der Kinder in der Beratung sind unter 10 Jahre alt, berichtet Einrichtungsleiterin Mareike van’t Zet.


Der Bedarf an Beratung und Betreuung von Kindern und ihren Familien hat in den vergangenen Jahren nicht abgenommen. Ebenso geblieben sind die Sorgen um die Finanzierung. 

 

Der Unterstützung durch die Menschen im Oldenburger Land konnte sich das Kinderschutz-Zentrum immer sicher sein. 1987 organisierte die NWZ die Unterstützung für den Start der Vertrauensstelle Benjamin mit einer Weihnachtsaktion. Zahlreiche Gruppen, Firmen und Einzelpersonen haben die Arbeit des Kinderschutz-Zentrums seit dem unterstützt. So konnten auch Projekte wie das Präventionsprojekt für Grundschüler und -schülerinnen oder das Projekt zur freundschaftlichen Begleitung von Kindern durch Studierende unter dem Titel „Balu und Du“ umgesetzt werden.


Eltern von Säuglingen und Kleinkindern steht die Beratungsstelle bei, um zu verhindern, dass aus Hilflosigkeit und Überforderung Gewalt entsteht.

Das Kinderschutz-Zentrum berät seit 30 Jahren Kinder, Jugendliche und Familien sowie Fachkolleginnen und -kollegen aus der Region. Seit 10 Jahren fließt die Erfahrung aus der Beratungsarbeit vermehrt in die Schulung und Fortbildung anderer Fachkräfte ein, erläutert van’t Zet das erweiterte Konzept des Kinderschutz-Zentrums. So engagieren sich viel mehr Menschen für den Kinderschutz. In vielen Einrichtungen der Kinder-, Jugend- und Behindertenhilfe sind mit Hilfe des Kinderschutz-Zentrums besondere Schutzmechanismen (Kinderschutz-Konzepte) installiert worden, freut sich Diakonie-Vorstand Thomas Feld. Im Landkreis Friesland hat die Oldenburger Einrichtung die Chance, in einem Modellprojekt den Kinderschutz im ländlichen Raum zu verbessern.


Heute ist das Kinderschutz-Zentrum nicht nur Beratungs- sondern auch Fortbildungs-stelle.  Im Kinderschutz-Zentrum treffen sich bodenständige Praxis und die Begeisterung, neue Konzepte für den Kinderschutz zu entwickeln, erläutert van’t Zet. Im Mittelpunkt der Arbeit steht das Wohlergehen des Kindes. Gemeinsam mit den Eltern können von dieser Basis neue Perspektiven entwickelt werden. Wir stärken Eltern, geben ihnen emotionale Sicherheit und helfen so, gewaltfrei zu erziehen.


Missbrauch und Missachtung erzeugen emotionale Unsicherheit. Kinder brauchen strukturelle Sicherheit, eine wirtschaftliche Basis, die gesunde Liebe ihrer Eltern und ihres Umfeldes. Wir geben Kindern die emotionale Sicherheit, mit der sie sich Augen, Ohren und das Herz offen halten können für Entwicklung, Bildung und Freundschaft.

 

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