Pressemitteilungen Archiv 2019

Lachen nicht verloren

Erstellt von Frerk Hinrichs |

Geschäftsführerinnen der Diakonie-Sozialstationen im Oldenburger Land gehen

Oldenburger Land, 15.11.2019 - In der Pflege angefangen haben Regina Logemann und Birgit Osterloh vor 00 und 29 Jahren. „Zu paradiesischen Zeiten, als man sich um die Finanzierung von Pflege noch keine Sorgen machen musste. Damals galt noch das Kostendeckungsprinzip. Land und Kirche gaben Zuschüsse dazu,“ erinnert sich Osterloh. Mit der Pflegeversicherung wurde es schwierig, weil die Kassen ermächtigt wurden, die Preise zu festzulegen. In der Folge ging die Schere zwischen Entgelten und gezahltem Tarif immer weiter auseinander. Bei der Zusammenführung der Diakonie-Sozialstationen des Oldenburger Landes vor 15 Jahren wurden die Rückstände, die inzwischen aufgelaufen waren, sichtbar.

 

Das war eine schwere Hypothek für die neu gebildete gemeinnützige GmbH. Es gab Monate, in denen wir nicht wußten, ob wir die Gehälter überweisen können. Aber Logemann und Osterloh haben das Lachen nicht verloren und sie haben Rückhalt bei den 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Gemeinsam vereinbarten sie Regelungen, wie sie zur finanziellen Gesundung der ambulanten Pflege beitragen. Zusätzlich hat die Kirche die Stationen gut unterstützt, erklärt Finanzchefin Osterloh. 

 

„Wir wollten die vielen verschiedenen Standorte erhalten, um weiter nah bei den Menschen zu sein,“ ergänzt Logemann. Gemeinsam mit den Pflegedienstleitungen vor Ort haben sie eine Organisationskunstwerk geschaffen, dass den Wünschen der Patienten entspricht und sie mit den Bedürfnisse der Mitarbeitenden in Einklang bringt: Junge Mütter können ihre Kinder morgens zum Kindergarten bringen, wenn Kunden die Hilfe bei der morgendlichen Dusche später buchen und im Bademantel frühstücken. Sobald die Kinder größer sind, können Mitarbeiter ihre Tour auch wieder um sechs beginnen. Geteilte Schichten, flexibler Arbeitsbeginn und unterschiedliche Teilzeitregelungen sorgen für entspannte Mitarbeitende, die gerne zu den Menschen nach Hause fahren, erklärt Logemann. Wie gut die Mitarbeiter-Zufriedenheit tatsächlich ist, kann man an den der Betriebszugehörigkeit ablesen. 20-, 35-, ja sogar 40jährige Jubiläen kommen regelmäßig vor. 

 

Das unterscheidet uns von den meisten anderen der Branche, sind sich Logemann und Osterloh sicher. Das Betriebsklima ist klasse. Professionalität und Fachlichkeit sind hervorragend. Viele haben sich über die Jahre aus Begeisterung für den Beruf fachlich weiter fortgebildet und sind im besten Sinne des Wortes zu Spezialisten für die Bedürfnisse der Menschen geworden. Spezialisierte ambulante Palliativversorgung ist so ein Bereich. Ein anderer Bereich ist durch die schnellen Entlassungen aus dem Krankenhaus entstanden. Denn viele Patienten brauchen dann spezialisierte Kräfte, die die Wunden bis zur Heilung versorgen können. Inzwischen empfehlen Krankenhäuser und Palliativstützpunkte die Diakonie-Stationen im Oldenburger Land weil sie wissen, dass die Zusammenarbeit zum Wohle der Patienten gut funktioniert.

 

Die Arbeit im ambulanten Bereich hat sich in den letzten Jahren geändert, erzählen die Geschäftsführerinnen. Früher gab es Gemeindeschwestern. Die konnten helfen wo Not ist und brauchte sich ums Geld nicht zu kümmern. Heute müssen wir zusätzlich gucken, wie die Hilfe zu finanzieren ist, berichtet Logemann. Da werden unserer Mitarbeitenden auch ein bisschen zum Sozialarbeiter, wenn sie bei Anträgen helfen oder andere Sozialdienste hinzuziehen. Wir sehen hinter sonst verschlossene Türen von Häusern und Wohnungen, sagt Logemann. Daraus erwächst eine besondere Verantwortung für die Menschen, die oft erst so spät Unterstützung holen, wenn die Hilfebedürftigkeit nicht mehr zu verbergen ist. Die Mitarbeitenden erleben dann auch dramatische Geschichten: Die gutsituierte Dame, die über die Jahre in ihrem riesengroßen Haus vereinsamt ist. Betroffene, die durch jahrelange Abhängigkeit kognitive Fähigkeiten und Alltagskompetenzen verloren haben. Manch anderer hortet die Überbleibsel seines Lebens und hat dabei den Überblick und das Gefühl für Wichtigkeit verloren.

 

Osterloh und Logemann freuen sich, dass sich die Akzeptanz von altersbedingten Einschränkungen verbessert. So wie auch ein Rollator mittlerweile eher akzeptiert wird, gehen Menschen mit der eigenen Hilfebedürftigkeit offener um. Viele kommen sogar lange vorher zur Diakonie-Sozialstation, um sich für den Fall zunehmender Hilfebedürftigkeit beraten zu lassen. Auch Angehörige, die Menschen zuhause pflegen, finden Rat und Unterstützung bei den Diakonie-Sozialstationen.

 

Nach 15 Jahren gemeinsamer Geschäftsführung endet eine Ära. Birgit Osterloh geht in den Ruhestand. Regina Logemann tritt etwas kürzer, verbessert die Qualität der Pflege und übernimmt die Nachwuchsgewinnung. Denn die Diakonie-Sozialstationen wollen auch künftig nah bei den Menschen sein und zuhause pflegen. 

 

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